Kapuzenjunge
Kapuzenjunge. Roman Adoptionsgeschichte einer Vater-Sohn-Beziehung 528 S. - 2. Aufl. 2019 Kulturmaschinen Paperback ISBN 9783967630046 14,80 € Hardcover ISBN 9783967630053 29,50 € eBook ISBN 9783967630060 5,99 € Mobi ISBN 9783967630077 Lesung youtube-Video Lesung: Video facebook Interview Heidi Ramlow youtube-Video Textauszug |
Klappentext
Heiner hat sein Leben im Griff, als Lehrbeauftragter, mit der attraktiven Freundin Ruth.
Wäre da nicht das traumatisierte, libanesische Waisenkind Jani, das er in sein Herz geschlossen hat und alleinerziehend adoptieren möchte. Für das Jugendamt ein unmöglicher Präzedenzfall.
Ob Heiners Bildungseifer und die bessere Gesellschaft des Berliner Westends Jani wirklich helfen werden, seinen Platz in der deutschen Gesellschaft zu finden?
Der Roman führt in die deutsche Gegenwart des beginnenden einundzwanzigsten Jahrhunderts.
Beklemmend, hart und mitreißend.
Lesung Interview Podcast
Heidi Ramlow interviewt Heinrich von der Haar: Kapuzenjunge 2020
Auszug aus dem Interview: hier
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Podcast: Kapuzenjunge
889FM Radio Kultur 27.12.2021
Kapuzenjunge: Kapitel 1 + Kapitel 29
Podcast - Heinrich von der Haar liest Kapuzenjunge:
Kapitel 1: Geburtstag
Kapitel 8: Räppelchen
Kapitel 29: Amsterdam
Leseprobe
Kapuzenjunge (aus dem 1. Kapitel)
… Heiner hört die Gartenpforte quietschen. Jani läuft herein, zerrt die Schultasche vom Rücken, wirft sie ins Gras, springt Heiner auf den Schoß und drückt sich an ihn. „Geburtstag! Geburtstag!“
Heiner schlingt seine Arme um ihn. „Ich gratuliere dir, mein – mein Sohn.“ ‚Mein Sohn‘ kommt ihm nicht leicht über die Lippen; er fühlt sich als Schwindler.
„Papi, ich zwei Smileys, Malen und Rechnen, alles richtig!“
„Darauf kannst du stolz sein!“ Heiner streicht ihm über das schwarze Lockenhaar. Wäre er nur sprachlich nicht noch weit zurück.
Jani springt auf, rennt zu den Geschenken auf dem Gartentisch, nimmt das größte, reißt das Papier auf. Fetzen fliegen herab. „Ein blauer 4YOU – super!“
„Schön, dass er dir gefällt!“ Heiner streicht sich über seinen Bart. So einen Ranzen braucht Jani. Um hierher zu passen, in den Eichforst, auch mit seiner dunkleren Hautfarbe. Aber das kostet. Sein Beruf Bildungsschwache coachen bringt nicht so viel ein, wie Ärzte und Anwälte verdienen, die hier auch zu Hause sind.
Jani greift das nächste Paket, in blauem Papier. Auch das flattert zerrissen herab. „Playmobilburg. Mit Drachen und Rittern“, jubelt er, betastet gleich eine flache Tüte, schüttet sie aus, lässt sie fallen. Der Papierhaufen wird größer. Ein grünes Schwarzenegger-TERMINATOR–Sweatshirt mit Kapuze. Er zieht es über, stürmt auf Heiner zu, gibt ihm einen Kuss. „Du der beste Papi der Welt!“
Heiner herzt ihn auch. „Die Kapuze ist gut gegen deine Ohrentzündung!“ Er forscht in Janis Gesicht. Ist er zufrieden?
Jani blickt umher, auch unter den Tisch, und zupft Heiner am Arm. „Ein Hamster?“
„Das müssen wir überlegen.“
In Janis Augen entladen sich kleine Wutblitze. „Ich ’n Hamster!“, schreit er, rot im Gesicht.
Diese Ausbrüche! Heiner zieht ihn an sich und streicht ihm über den Rücken. Jani strampelt, reißt sich los.
Heiner sieht Tränen in seinen Augen „Lieber Jani, du möchtest einen Hamster, das verstehe ich, aber ich denke, du kannst noch nicht damit umgehen.“
„Kacke! Du blöd!“ Jani haut mit dem Fuß gegen den Tisch, der schwankt; ein Glas rutscht über den Rand, zerschellt auf den Steinplatten.
„Jani, lass das! Und rede nicht so mit mir.“ Heiner ballt die Faust und starrt auf die Scherben. In ihnen flackert Sonnenlicht. Er bückt sich, greift sie hastig, stößt sich einen Splitter in den Finger. Ein Tropfen Blut tritt hervor, den er ablutscht. Er trägt die Bruchstücke ins Haus, in die Küche und wirft sie in den Müll.
Mit einem Ersatzglas kommt er zurück und sieht, dass Jani – den Fußball neben sich – auf der Wiese Pfosten für zwei Tore mit einem Stein in den Boden rammt; hart schlägt er zu und schlägt, ohne Heiner anzusehen. Hoffentlich beruhigt Jani sich, bevor die Gäste kommen. …
Presse Rezensionen Kommentare Interviews
• "... spannend zu lesen, wie sich der Vater alleinerziehend den Entwicklungsproblemen des Jungen stellt und wie er sich verhält, wenn der geliebte Bengel den Drogen verfällt und sich in Gewaltexzessen verliert. Höchst aktuell." Karen Lark, Fontane-Klub, event-theater e.V., Brandenburg an der Havel, Moderatorin in der Facebook-Lesung 07.11.2020 3:20
• "... eine Verfallsgeschichte ... man erschrickt beim Lesen ... und doch sind Humor und Selbstironie spürbar ... Ein spannender Roman. Trotz des oft traurigen Inhalts ein Buch voll Hoffnung und Wärme." Volker Buch, BücherTreff, 27.06.2020
• "... Die stringente Erzählweise folgt ... einer strengen ... Chronologie ... In der komplizierten Konstellation der Figuren überstürzen sich die Ereignisse. Dabei meidet von der Haar jede poetische Überhöhung, allenfalls in passgenauen, vergleichenden Metaphern und sparsamen Naturschilderungen entfaltet sich des Autors sprachlicher Feinsinn. Er pflegt einen eingängigen, ungekünstelten Stil, der bis in den Alltagsjargon führt. Letzteres entspricht durchaus dem Milieu heranwachsender Jugendlicher in der zwiespältigen und nicht eben feinen Berliner City ... Durchgängig stark ist der Autor in der fast schlichten Schilderung der irritierenden Ausbrüche des Adoptivsohns und in den Dialogen. Die Konzentration auf die Konflikte erhöht die Intensität der Geschichte. Die tiefe menschliche Tragik ist so lebensprall und erfahrungsnah geschildert - mir fällt kein vergleichbares anderes Buch ein." Jens Grandt. "Ein Kampf um Liebe und Verachtung." In: SIGNUM - Blätter für Literatur und Kritik, 01.02.2020, 21. Jg., Heft 1, S. 174-177 Archiv
• "... Im Mittelpunkt der Handlung steht überwiegend das Vater-Sohn-Verhältnis, das immer angespannter und im Ton schärfer wird. ... Der Junge sieht sich als Außenseiter, ... der Vergleich mit den besser begüterten Nachbarkindern ... ist immer ein Thema sozialer Ausgrenzung. ... Für den Vater beginnt ein langer Weg der Leiden. ... Trotzdem, wie zur Entspannung eröffnen sich poetische Bilder von idyllischen Natureindrücken, ... auch als Leser hat man literarischen Genuss, aber diese Ruhe täuscht. ... Der Autor erspart den Lesern nichts ... Als Schriftsteller erzählt Heinrich von der Haar eine spannende Geschichte, ... als Sozialwissenschaftler erforscht er die realen Vorgänge, ... als Pädagoge plädiert er für ein Ethos der Toleranz und unterstützenden Erziehung ... Aber letztlich verkehrt sich das Konstruktive in die Destruktion ... Dass die Drogenszene auch bis in unsere Nachbarschaft reicht, bringt uns diesen Roman näher." Ewald Schürmann: "Ein Westend-Roman mit bitterem Nachgeschmack." In: Jahresheft der Siedlung Heerstraße 1919-1920, 24. Ausgabe, S. 50-52 Archiv
• "... Ein spannend zu lesendes, aber stellenweise auch bedrückendes Buch, dem viele Leser zu wünschen sind, weil angesichts der vielen Konfliktherde auf der Welt die Zahl vernachlässigter und entwurzelter Kinder eher noch zunehmen dürfte." Norbert Ahrens. In: Der Humanistische Pressedienst hdp, 02.12.2019 Archiv
• "... von beklemmender Aktualität. Wie kann die Integration eines traumatisierten ausländischen Waisenkindes gelingen? ... Der libanesische Adoptivsohn Jani scheint sich auf der Suche nach seiner Identität durch Drogen und Gewalt zu verlieren; der alleinerziehende Vater Heiner droht trotz seiner Liebe zu dem Sohn zu scheitern. Detailreich und spannend erzählt bis zur letzten Zeile." Heidi Ramlow, Regisseurin und Drehbuchautorin. In: amazon, 05.11.2019 Archiv
• "... erzählt sehr lebendig und realistisch in verschiedenen Lebensabschnitten die Erlebnisse des alleinerziehenden Heiners mit seinem adoptierten libanesischen Waisenjungen Jani. ... Das Publikum war von der ersten Minute an gefesselt." Silvia Zimmermann. In: Märkische Allgemeine, 13.10.2019 Archiv
• "... Elternliebe ... kann helfen, unterstützen, heilen und auch verzeihen. Sie kann aushalten und sie kann durchhalten und ist dabei doch immer voller Hoffnung. Ja, Elternliebe hat auch Sehnsucht nach Erkennen und Zuwendung. »Kapuzenjunge« zeigt uns all die Facetten dieser einzigartigen Liebe. Ein Buch, das uns berührt!" Waltraud M. In: amazon, 12.10.2019 Archiv
• "Buch des Tages. Berlinisch: … »Kapuzenjunge« … eine Vater-Sohn-Beziehung im Berlin der 1990er-Jahre, die auch ein ungeschminktes Bild der damaligen Hauptstadt-Gesellschaft aufzeigt. …" BZ, 04.09.2019
• "... (Im Mittagsjournal sprach man) "über die Rückholung der IS-Kinder und Waisen nach Deutschland ... Plötzlich ergab sich für das Buch von Heinrich von der Haar eine ungeahnte Aktualität. Was ist zu tun? Diese Kinder in dem mörderischen Milieu zu belassen, den Großeltern die Kinder und die Verantwortung zu übertragen, diese Kinder zu Hause aufzunehmen und zu Deutschen und Österreichern zu erziehen? Die Journalistin sprach wörtlich von wandelnden Zeitbomben, die in diesen syrisch/kurdischen Lagern heranwachsen. ... Nun zu dem neuen Roman ... Heiner hat den libanesischen Jungen, Vollwaise, bei sich aufgenommen, will ihn zu einem vollwertigen und akzeptierten Mitglied der Gesellschaft machen ... Eines steht fest: Schreiben, Spannung aufbauen, das kann (der Autor) ... flüssig geschrieben, die Spannung treibt unerbittlich weiter, es bleibt kaum eine Atempause während der Lektüre. ..." Hans Bäck. In: www.EuropaLiteraturkreis.net/Lesetipp, 23.08.2019
• "(Es) entwickelt sich eine Abfolge von emotionalen Höhen und deprimierenden Tiefen. Der Roman zeigt ein ungeschminktes Bild der Berliner Gesellschaft unserer Zeit. ..." Matthias Vogel. In: Berliner Woche, 21.08.2019
• "Heiner kann einfach nicht aufgeben, obwohl man ihn auch so oft in den Arm nehmen und ihm sagen möchte, dass es vielleicht besser für ihn wäre. Aber wäre es nicht, das ist auch klar, wie ich als Mutter zweier inzwischen lange erwachsener Söhne weiß! Welch tiefe menschliche Tragik ... und doch auch immer wieder Hoffnung – das hat mich enorm berührt! Es wird im Verlauf des Romans einfach ganz klar und wunderbar deutlich, welch aufrichtige und innige Verbundenheit Heiner zu diesem Jungen hat, von Beginn an, welche letztendlich in ein ganz tiefes Verantwortungsgefühl gegenüber den Entwicklungs-Schwierigkeiten des traumatisierten Kindes mündet. Dieses nicht wahrzunehmen, würde die eigene Lebens-Sinnhaftigkeit zerstören und steht damit außer Frage.
Das in Heiners Selbstreflexion deutlich werdende Hinterfragen und teils Zweifeln an der Richtigkeit der eigenen Vorgehensweisen und Reaktionen auf Grenzerfahrungen und Erlebnisse mit dem Jungen kann ich aus meiner Mutterliebe und auch meiner Arbeit mit jungen und erwachsenen Menschen mit Betreuungsbedarf besonders nachvollziehen, und bleibt ein unerlässlicher wichtiger Bestandteil des persönlichen Umgangs mit insbesondere diesen Menschen, wie auch mit Menschen an sich ...
Der Ausgang der Geschichte ist ein wunderbares Loslassen und dennoch Dranbleiben, eine befriedete Situation im Außen und Innen, Akzeptanz und Liebe haben weiter Bestand ... Selten habe ich ein Buch so intensiv, zügig und leidenschaftlich gelesen. Ich habe mitgefiebert, – gefeiert und – geweint! Danke für diesen wunderbaren Lesestoff und Einblick!
kha. In: www.amazon.de/review/R1DZVWVV2A0V4D/ref=cm_cr_srp_d_rdp_perm?ie=UTF8. amazon, 03.08.2019 Archiv
• "Welch tiefe menschliche Tragik ... und doch auch immer wieder Hoffnung - das hat mich enorm berührt. ... Der Ausgang der Geschichte ist ein wunderbares Loslassen und dennoch Dranbleiben ... Akzeptanz und Liebe haben weiter Bestand ..." kha. In: amazon, 03.08.2019 Archiv
• "Die Geschichte der schwierigen Beziehung eines alleinstehenden Vaters zu einem libanesischen Waisenkind, das er im Westberlin der 1990er Jahre adoptieren will. Der geliebte Bengel verfällt den Drogen, verliert sich in Gewaltexzessen. Wird er noch zu retten sein? Es ist bereits der dritte, autobiografisch unterlegte Roman von der Haars, der in dem kleinen, sehr kreativen Verlag "Kulturmaschinen" erschien." Gert Lange. In: ND, 01.07.2019 Archiv