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Tom Opitz, Rezension

Quelle: Tom Opitz, Rezension lovelybooks, 26.09.2021

 

KURZKRITIK zu Heinrich von der Haars Roman über Oskar, den tangotanzenden Rikscha-Fahrer

"Oscars Eskapaden", so hätte ich ihn vielleicht genannt, diesen sensiblen Roman über einen strahlend gewinnenden Verlierer. Es sind ungewöhnliche Einblicke, die uns Heinrich von der Haar da gewährt in die Seele eines beziehungsscheuen alternden Großstadtcowboys auf der Suche nach dem Glück. Der stets klamme Oskar mit seiner arme Freiheit spendenden Ich-AG als Rikschafahrer durchstreift die Berliner Straßen und Milongas. Kein Star der Tangoszene, aber doch einer, der sich immer wieder Hoffnung machen kann, wenn er denn nur richtig reintritt und mit aller Kraft in die Rollen schlüpft, die sein inneres Kind schon ewig übt. Es ist schon hinreißend mitfühlbar, wenn man ihm auf der Schulter sitzt und in den Gedankenfetzen badet, die dem real mit Selbstzweifeln strampelnden Mann durch den Kopf fliegen, wenn er versucht, seine besten Fassaden durch die Milongas der Stadt zu tragen. In den literarischen TangoWelten dominieren noch immer die Sehnsüchte der Frauen und die Mächte der Machos. Heinrich von der Haar gewährt uns sensibel tiefe Einblicke in die Verletzlichkeiten des modernen MannSeins und zeigt uns anschaulich und unterhaltsam kurzweilig, wie der sich zwischen all den vertrackten Verlockungen fröhlich freier Frauen mit dem Recht auf "female choice" von Hoffnung nährt ...